»Wir, immer dabei: überm Kiel der Schiffe«

Günter Grass

»Wir, immer dabei: überm Kiel der Schiffe«
»Wir, immer dabei: überm Kiel der Schiffe«
1983
Bronze
32,5 x 38,5 cm

Beschreibung

In den 1980er Jahren widmet sich Günter Grass intensiv dem Modellieren mit Ton. Neben Büsten von seiner Frau und einigen Kindern entsteht eine Menagerie an Gänsen, Heuschrecken, Spinnen und Schnecken. So bekennt er: »Ich vermisste das Schreiben nicht.« und schildert weiter: »Doch dann war mit dem Kauf einer Ratte – auf Wunsch als Weihnachtsgeschenk! – ein Thema angeschlagen, das fortan ohne Unterlaß tickte und Wörter, Sätze, Satzkaskaden heckte. Ich begann auf feuchten, später weißbrennenden Tonblättern mit schwarzbrennender Tonfarbe den Beginn einer Fabel zu schreiben, diese Blätter im Hochformat leicht zu wellen, zu knicken, halbwegs einzurollen und als erste Manuskriptseiten des späteren Romans Die Rättin von Woche zu Woche zu mehren. Bald trockneten auf dem Lattengerüst über zwanzig Blatt, fertig zum Brand. So hätte ich fortfahren mögen, bis ein Buch, ungebunden und bestehend aus fünfhundert einzelnen Terrakottablättern, als Unikat meine Werkstatt überfüllt hätte...«

Eines dieser Tonblätter seines neuen Romans Die Rättin (1986) wird schließlich in Form eines aufgeschlagenen Buchs in Bronze gegossen. Dank des Terrakotta-Tons und des »Weihnachtsgeschenks« findet Grass nach einer langjährigen Schreibkrise schließlich wieder zum Wort zurück. Neben den Tonblättern entstehen parallel zum Roman auch Ratten als Tonfiguren. Ferner eine Reihe von Grafiken mit Rattenmotiven wie »Die Rättin vor Danzig« oder »...und die Schlümpfe bleiben«, die sich im literarischen Text wiederfinden.