Butt im Griff
Günter Grass
Beschreibung
Diese Bronzeplastik entstand als erste von insgesamt drei Abgüssen der Arbeit »Butt im Griff«, die in der Gießerei Fritz Albrecht als Großplastik umgesetzt und 2002 im Skulpturenhof des Günter Grass-Hauses aufgestellt wird. Wie bei anderen Motiven, die in abgewandelter Form in den Roman Der Butt (1977) eingegangen sind, realisiert Günter Grass das Bild des Butts in einer menschlichen Hand zunächst als Druckgrafik sowie in einem Werkplan.
Im Roman springt der Butt dem Erzähler in die Hände. Der sprechende Butt ist darin allwissend und lenkt die Geschicke der Menschheit von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Mit der Bronzeplastik greift Grass diese Rolle des Plattfischs auf und entwickelt sie weiter. Eine männliche Hand ragt aus dem Boden und hält den Fisch fest im Griff. Die Arbeit ist mit einer grünlichen Patina überzogen und vollplastisch ausgeführt. Es fällt die grafische Gestaltungsweise bei der Ausführung von Details wie den Fingern der Hand sowie Gesicht, Rücken-, Seiten- und Schwanzflossen des Fischs auf. Wieder ist es der Zeichner und Grafiker, der hier den Spachtel führt.
Seit jeher sind Hände in der Kunstgeschichte ein wichtiges und beliebtes Motiv wie etwa in Albrecht Dürers »Betende Hände« (um 1508) oder Michelangelos »Erschaffung Adams« (1508-12) im Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle. In dieser langen Bildtradition, die mit Auguste Rodins Skulptur »Die Hand Gottes« (1896) Einzug in die Moderne hält, steht auch die Arbeit von Günter Grass. Bei Rodin erwächst die Hand aus dem Marmor und hält zwei zarte Figuren – womöglich Adam und Eva –, die sich aus dem Stein schälen. Diese Anbindung an das göttliche Schöpfertum, dem sich Künstler seit der Renaissance verwandt fühlen und das durch eine maskuline Hand häufig männlich konnotiert ist, kommt in Grass' Bronzeplastik in Verbindung mit dem literarischen Text zum Ausdruck. Der Butt wird in beiden Medien zum Symboltier für die männliche Vormachtstellung in der Auseinandersetzung zwischen den Geschlechtern.
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