Unke mit Nägeln

Günter Grass

Unke mit Nägeln
Unke mit Nägeln
1991
Ätzradierung mit Aquatinta
29,5 x 19,5 cm

Beschreibung

Eine dicke Unke sitzt auf einem Blatt Papier vor einem bergigen Hintergrund. Vor ihr sind sieben große Nägel ausgebreitet. Die Arbeit zeichnet sich durch ein sanftes Linienspiel aus: Die Buckel und Wölbungen des Krötenkörpers finden sich in den Formen der Berge wieder. Die Unke, deren Kopf die dunkelste Stelle markiert, sitzt auf dem strahlend weißen Papier, von dem sie sich klar abhebt und wodurch ihr üppiger Körper betont wird.

Grass bedient sich der Aquatinta-Radierung – einer aufwendigen Drucktechnik, die malerische Effekte ermöglicht. Die Grafik sowie zahlreiche weitere Unken-Darstellungen sind im Rahmen der Arbeit an Unkenrufe (1992) entstanden. Doch anders als in der Erzählung interessiert ihn hier in erster Linie die malerische Qualität der Unke und weniger ihr symbolischer Mehrwert, gleichwohl dieser Aspekt nicht außer Acht gelassen werden sollte. Schließlich avanciert die Unke neben Schnecke, Ratte und Butt ebenfalls zu einem Grass'schen »Wappentier«.

In der Erzählung schildert Grass eine Liebesbeziehung zwischen dem deutschen Kunsthistoriker Alexander Reschke und der polnischen Restauratorin Aleksandra Piatkowska. Sie beschließen, eine Deutsch-Polnische Friedhofsgesellschaft zu gründen, damit Vertriebene beider Länder in heimischer Erde die letzte Ruhe finden. Für das Liebespaar nimmt die Geschichte jedoch kein gutes Ende. In Ansätzen fließt auch Kritik an der Umweltverschmutzung und an der rasch vollzogenen deutschen Wiedervereinigung ein. Die Erzählung ist aus einer pessimistischen Grundstimmung Ende der 1980er Jahre heraus entstanden und angesichts der Endlichkeit der Menschheit durch atomare Bedrohung, Armut in der Dritten Welt, Umweltzerstörungen, politische Krisen und andere »Unkenrufe«.