Beschreibung

Drei weibliche Akte umkreisen scheinbar schwerelos einen männlichen Akt, der in ein Buch vertieft ist. Die Perspektive und Ausrichtung des Bildes ist nicht klar, da Grass darauf verzichtet hat, die Figuren in einem konkreten Raum zu verorten. So muten diese durch ihre unterschiedlichen Körperhaltungen wie Bewegungsstudien an.

Ähnlich wie in Henri Matisses Gemälde »Der Tanz« (1909) erzeugt Grass durch die orangefarbenen Hauttöne der Körper und die kräftigen, blau-grün lavierenden Farben des Hintergrundes einen leuchtenden Komplementärkontrast. Ebenso hat er die Körper mit wenigen Linien klar konturiert, sodass sie sich vom Hintergrund deutlich abheben. Auch Marc Chagall und die deutschen Expressionisten dürften für Grass' Auseinandersetzung mit der Klassischen Moderne in den frühen Aquarellen, die in dieser Zeit entstanden sind, Pate gestanden haben.

Im Sommer 1951 begibt sich Günter Grass als Student der Düsseldorfer Kunstakademie auf Reisen, um die Kunst der europäischen Nachbarländer kennenzulernen. So zieht es ihn zunächst nach Italien. Seine Reisevorbereitungen schildert er in Beim Häuten der Zwiebel (2006): 

»Ab Mitte Juli war ich reisefertig. Den Eltern wurden, wenn nicht Briefe, dann viele Postkarten versprochen. Der Rucksack wog leicht: das Hemd, die Socken zum Wechseln, der Aquarellkasten, das Kästchen voller Pinsel und Stifte, der Skizzenblock, wenige Bücher. Ein Schlafsack war billig in einem Laden zu kaufen, in dem ausrangierte Bestände der US-Army verhökert wurden. Auch Schuhe aus Zeiten militärischer Vormärsche gab es dort, die nun als Wanderschuhe tauglich zu sein hatten. Dem deutschen Urtrieb folgend, zog es mich, wie einst die Teutonen, Stauferkaiser und kunstfrommen Deutschrömer, nach Italien.«

Im Sommer darauf reist Grass nach Frankreich, wo er sich vor allem in Paris aufhält, dem damaligen europäischen Zentrum der modernen Kunst.