Beschreibung
Durch Fernsehbilder angeregt beginnt Grass Ende der 1990er Jahre, von Tüchern eingehüllte Menschen in Ton zu formen. Im Zuge dieser erneuten Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und Körperfragmenten entwickelt er eine Reihe von Hohlkörpern wie diesen Bronzekopf. Der für Grass ungewöhnliche Titel der Plastik – »Mann im Mond« – deutet darauf hin, dass es sich hierbei um eine Metapher handelt. Jedoch entbehrt sie jeglichem Attribut, durch das sich die Darstellung erklären würde: Lediglich die runde Form des Kopfes mit seiner glatten Oberfläche lässt das »Mondgesicht« erahnen.
Im Gegensatz zu den beiden flachen Köpfen im Skulpturenhof geht es Grass hier um die Frontalansicht des Gesichts, da der Kopf den Betrachtenden direkt von unten anblickt. Augen, Nase, Mund und Ohren sind dabei symmetrisch angelegt und klar ausgearbeitet. Zudem ist das Profil ungewöhnlich flach und leicht verzerrt umgesetzt. Das Gesicht strahlt dadurch Ruhe aber gleichzeitig auch Indifferenz aus – ähnlich wie der Mond, der Nacht für Nacht »rund und schön« aufgeht und die Welt in Stille hüllt.